Die Faust Kultur Stiftung hat in 2023 und 2024 Lyrik gefördert um der wichtigen Literaturgattung eine Bühne bieten zu können auch wenn Lyrik häufig keine Auflagenhöhe erreicht, die kostendeckend ist.
Der Gedichtband überzeugt nicht nur durch einen offenen Blick, sondern auch durch vielschichtige Gedichte. Wenn ein Wort spricht, spricht immer schon ein anderes mit. In der Vorbemerkung ihres Bandes beschreibt die Autorin diese komplexe Überschneidung des Erlebens und Erinnerns wie folgt:„Wir hören auf unser Herz, sagen wir, und meinen unser Gehirn, das für uns entscheidet, ob unser Herz rast. Wenn die Schlange mir ins Hosenbein kriecht oder du mir näherkommst, schlägt es mir bis zum Hals, egal aus welchem Grund. Wer du bist und was du fühlst, bestimmt das Corpus amygdaloideum. Schmerz, Freude, Trauer, Lust, Hunger, Wut oder Furcht, wovor? Amygdala findet immer ihren Weg, mit oder ohne dich, aber ohne sie wird es dunkel und die Luft immer dünner. Angst ist ein Mandelkern-komplex. Riecht es nach Gefahr oder nach Madeleines? Bevor du es weißt, hat sie sich schon erinnert und entschieden. Bevor du zusammenzuckst, hat deine Amygdala alles auf sich genommen: deine Erfahrun-gen, Erinnerungen, Bilder und Gefühle. Sie bewahrt sie für dich auf, auch wenn du sie vergisst. Wir tra-gen Mandelkerne in uns. Dieser Gedichtband ist die Geschichte von meinen.“
Der Debüt-Gedichtband ist Implosion und Explosion an Klangfarben, die nur jemand zu Papier bringen kann, der für die Sprache und das Wissen über Literatur, sei es Lyrik, Prosa oder Drama, Grenzen überschreiten musste. Wenn es ein Multiversum gäbe, wäre es wahrscheinlich in der Dichtung Sarah C. Schusters zu finden, auch wenn sie dabei die Naturgesetze, denen die Bedeutung und Qualität ihrer Arbeit unterliegen, nicht außer Kraft setzt.
Ein Dichter mit drei Vaterländern: Diego Valverde Villena kam am 6. April in 1967 Lima, der Haupt-stadt Perus zur Welt. Sein Vater war Spanier, seine Mutter Bolivianerin aus Potosí. So ist er glücklich über seine dreifache Identität als Peruaner aus Lima, als Bolivianer mütterlicher- und Spanier väterlicher-seits. Lima ist für ihn der magische Ort, an dem seine Eltern sich kennenlernten und verliebten. Vaterland, Mutterland, Geburtsort. Für ihn sind Peru, Bolivien und Spanien seine drei Vaterländer, vereint in der spanischen Muttersprache.
Diegos poetische Vorbildern sind César Vallejo, Jorge Luis Borges und Àlvaro Mutis. Drei Vaterländer und drei literarische Väter, aber stopp: Das geht nicht ganz auf. Vallejo ist Peruaner, Borges Argentinier und Mutis? Àlvaro Mutis ist Kolumbianer und hat, nach-dem er vor allem in seiner Jugend Gedichte schrieb, größten Erfolg mit seinen Romanen gehabt, die unter dem Sammeltitel Abenteuer und Irrfahrten des Ga-viero Maqroll erschienen sind. Aus Bolivien hingegen stammt Diego Valverdes Mutter, von der Hochebene der Anden, aus der Silbermetropole Potosi.
In „Feuerzungen“ treffen wir auf Gedichte, die sich durch eine meisterhafte Verknüpfung von Alltagsszenen und tiefen, oft barocken Reflexionen auszeichnen. Valverde Villena greift dabei auf eine reiche literarische Tradition zurück, die von mittelalterlichen Minnesängern über die Mystiker bis hin zu modernen Dichtern reicht. Seine Verse sind durchdrungen von einem tiefen Verständnis der Beziehung zwischen Ideen und Gegenständen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
Valverde Villena selbst beschreibt seine Inspiration und seine literarische Reise mit einem Wort: TANDARADEI. Diese Silbe, die er von Walther von der Vogelweide übernommen hat, symbolisiert für ihn die pure Lebensfreude und das Staunen über die Wunder des Lebens.