Mit Just Mary wagt die italienische Künstlerin Paola Morpheus ein außergewöhnliches und künstlerisch innovatives Projekt: Sie gibt der Mutter Gottes eine Stimme, die in 2000 Jahren Kirchengeschichte konsequent überhört wurde. In bissig-ironischen Comicgeschichten spricht Maria erstmals selbst – und zwar nicht als duldsame, stille Heilige, sondern als eigenständige, widerspenstige, witzige und moderne Frau.
Die Erzählungen berühren zentrale gesellschaftliche und politische Fragen: die Rolle der traditionellen Familie, Abtreibung, Gendergerechtigkeit, Körperbilder, die Macht der Kirche oder den Umgang mit Sexualität. Dabei werden nicht nur Glaubenssätze hinterfragt, sondern auch ihre Aktualität und Überlebensfähigkeit im Heute. Das Comic ist damit nicht bloß Unterhaltung, sondern ein künstlerischer Beitrag zu einer dringend notwendigen gesellschaftlichen Debatte.
Just Mary verbindet Humor, Satire und feministische Perspektiven in einer bisher einzigartigen Form. Indem Morpheus zentrale Symbole der katholischen Tradition neu interpretiert, öffnet sie einen Dialog über Machtstrukturen, patriarchale Erzählungen und den Platz von Frauen in Religion und Gesellschaft. Gerade weil das Werk provoziert, regt es zum Denken an – und erreicht Menschen dort, wo klassische Diskurse oft abprallen: im Alltag, mit Humor, über Bilder.
Mit Just Mary zeigt Paola Morpheus, wie Kunst zu einem Ort des Widerstands und der Befreiung werden kann – respektlos, humorvoll, klug und unvergesslich. Es ist ein Comicdebüt, das sowohl künstlerisch als auch gesellschaftlich weit über die Grenzen Italiens hinaus Bedeutung hat und deshalb unbedingt förderungswürdig ist.